Flottenmanagement bei Hybrid- und E-Flotten: Darauf müssen Sie achten
Elektromobilität ist im Kommen. Und auch für Firmenflotten werden E-Fahrzeuge dank wachsender Modellauswahl und staatlicher Förderungen für Fahrzeug und Ladeinfrastruktur immer attraktiver. Doch wie läuft das in der Praxis mit Elektro- oder Hybridautos? Wie organisiert man das Laden und auf welche Veränderungen muss man sich bei der Verwaltung der Flotte einstellen? Diese und weitere Fragen klären wir in diesem Artikel.
Von Shell am 18. Jan. 2022
In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der E-Fahrzeuge in der Schweiz stark angestiegen. Allein im Jahr 2021 hat sich der prozentuale Anteil der Steckerfahrzeuge (BEV und PHEV) von 14 auf 23 % gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Das bedeutet: Jedes vierte neu zugelassene Fahrzeug in der Schweiz ist ein Stromer oder ein Plug-In Hybrid. Nimmt man andere Hybridmodelle ohne Stecker mit dazu, steigt der Anteil bei den Neuzulassungen auf fast die Hälfte.
Selbstverständlich sind ein Teil dieser Fahrzeuge auch Firmenwagen, denn strenger werdende Klimavorgaben und steigende Treibstoffpreise lassen auch Unternehmen zunehmend über E-Mobilität nachdenken. Doch die alternative Antriebsart bringt auch einige Veränderungen im Job des Flottenmanagers mit.
Effizienz ist alles: So geht Flottenmanagement heute
Den Aufwand, Einzelbelege fürs Tanken, für Mauten etc. zu sammeln und abzurechnen, macht sich in der Fuhrparkbranche heute niemand mehr. Logisch, denn ab einer gewissen Fahrzeuganzahl ist eine händische Verwaltung nicht mehr zu bewältigen. Daher läuft das Flottenmanagement heute meist über Tank- oder Servicekarten, über die alle Kosten der Flotte erfasst und gesammelt abgerechnet werden.
Viele Anbieter bieten dazu auch gleich eine passende Online-Plattform, über die Flottenmanager alle Transaktionen einsehen, Karten konfigurieren und Rechnungen abrufen können. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, Funktionen der Tankkarte direkt, falls vorhanden, in ein eigenes Verwaltungssystem zu integrieren – z. B. über Datenschnittstellen (APIs). Das alles geschieht mit dem Ziel, die Verwaltung und Abrechnung aller Kosten und Aufgaben rund um die Flotte schnell, übersichtlich und mit möglichst geringem Aufwand abzuwickeln.
Die gute Nachricht: An diesen Prozessen ändert sich beim Umstieg auf E-Mobilität grundlegend nichts. Genau wie für Diesel- und Benzinfahrzeugen funktionieren auch Flottenlösungen für E-Fahrzeuge über das Prinzip Karte -> Onlineplattform -> Abrechnung. Statt einer Tankkarte kommt eine Ladekarte zum Einsatz oder je nach Anbieter eine kombinierte Tank- und Ladekarte, was bei gemischten Flotten oder Hybridfahrzeugen sehr nützlich ist. Der Hauptunterschied bei E-Fahrzeuge ist, dass der „Treibstoff“ – also der Strom – nicht mehr vorwiegend „on-the-go“ bezogen wird. Dies geschieht stattdessen während der Standzeiten an der Firma oder beim Mitarbeiter zu Hause an eigens dafür eingerichteter Ladeinfrastruktur. Die Verwaltung dieser Infrastruktur ist ein zusätzlicher Punkt, der bei E-Fahrzeugen zu den Aufgaben des Flottenmanagements dazukommt.
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Das Laden: Worauf muss ich achten?
Laden ist nicht wie tanken. Das ist ein wichtiger Punkt, über den man sich klar werden muss. Anstatt bei Bedarf zur Tankstelle zu fahren, geht es bei E-Flotten darum, anfallende Standzeiten so zum Laden zu nutzen, dass alle Fahrzeuge, wenn sie gebraucht werden, einsatzfähig sind. Dabei müssen Fahrzeug und Ladesystem so gewählt werden, dass sie zu den Ansprüchen und Abläufen des Unternehmens passen. Ein Beispiel: Fahrzeuge, die mehrmals am Tag unterwegs sind (z. B. Lieferdienste) müssen schneller geladen werden können als die (z. B. Bauunternehmen), die täglich nur ein Ziel anfahren und die Nacht zum Laden haben. Dazu gibt es verschiedene Ladesituationen: Hier die drei möglichen Settings und was dabei zu beachten ist.
Situation 1: Laden am Firmenstandort inkl. Lastenmanagement
Im Regelfall besteht die Ladelösung hier aus einem cloudbasierten Komplettsystem aus Hardware und Software. Das heisst: Zu den firmeneigenen Ladesäulen gehört eine Online-Umgebung, über die Flottenmanager z. B. den Stromverbrauch überwachen, CO2-Einsparungen einsehen, Reports abrufen, Erstattungen verwalten oder individuelle Tarife einrichten können. Letzteres ist vor allem wichtig, wenn nicht nur Dienstwagen, sondern auch private E-Autos der Mitarbeiter oder Fahrzeuge von Kunden und/oder Besuchern hier laden können. Über RFID-Authentifizierung an der Säule erkennt das System, wer lädt – und verrechnet die Stromkosten entweder über die Flottenlösung oder erfasst sie zur Weiterverrechnung an anderer Stelle.
Auf dem Parkplatz oder im Flottenbetriebshof des Unternehmens findet sich zudem die leistungsfähigste Ladeinfrastruktur. Logisch, denn hier müssen mehrere Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden können. Jedoch ist eine Aufrüstung des Stromanschlusses in den meisten Fällen nicht nötig, denn moderne Business-Charging-Lösungen verfügen über Lastenausgleich-Funktionen. Dabei wird die entstehende Netzauslastung erfasst und die Leistung optimal auf die angeschlossenen Fahrzeuge verteilt. Zusätzlich werden so Lastspitzen, die den Stromabschlag in die Höhe treiben, vermieden. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, Ladepunkte zu priorisieren. Das bedeutet aber: E-Flottenmanager müssen das Ladezentrum an der Firma immer im Blick haben, um die Auslastung bedarfsgerecht zu verteilen und dafür zu sorgen, dass die Fahrzeuge, die als Nächstes benötigt werden, rechtzeitig geladen sind.
Situation 2: Laden bei Mitarbeitern zuhause mit automatischer Rückerstattung
Nimmt der Mitarbeiter das Dienstfahrzeug regelmässig mit nach Hause, empfiehlt es sich, die Standzeit hier ebenfalls zum Laden zu nutzen. E-Mobility Anbieter bieten hierfür oft die Möglichkeit, eine Ladesäule oder Wallbox beim Mitarbeiter zuhause zu installieren, deren Ladungen ebenfalls über die Flottenlösung abgerechnet werden kann. Auch hier funktioniert das Laden über RFID-Ladekarten – für den Dienstwagen über die, die dem Geschäftskonto zugeordnet ist, für mögliche private Ladungen über eine separate Karte. Genauso wie beim Ladezentrum am Firmenstandort werden die Ladungen online erfasst und gesammelt abgerechnet.
Die beim Mitarbeiter entstandenen Stromkosten lassen sich in vielen Fällen automatisiert zurückerstatten. Die Homecharging-Lösung von Shell z. B. bietet diese Funktion direkt über das Benutzerkonto im Onlinesystem an. Hier muss der Mitarbeiter die automatische Rückerstattung nur auswählen, die Ladestation zuhause seiner Firmen-Ladekarte zuweisen und Stromtarif und Bankverbindung eingeben. Das System erfasst bei jeder Ladung über die Firmenkarte den Stromverbrauch, errechnet über den Tarif den fälligen Betrag und erstattet dem Mitarbeiter diesen monatlich auf das angegebene Konto.
Situation 3: Laden unterwegs
Bei Laden unterwegs, z. B. auf längeren Dienstreisen ist es sinnvoll, die Route akkurat vorauszuzeichnen. Wann ein Ladestopp nötig ist, hängt dabei von vielen Faktoren ab. Temperatur oder Verkehrsaufkommen spielen dabei genauso eine Rolle wie der individuelle Fahrstil. Daher ist es sinnvoll, die Strecke in Etappen und diese nicht zu grosszügig zu planen, um Probleme zu vermeiden.
Viele E-Mobility Anbieter bieten spezielle Routenplaner oder entsprechende Apps für ihr Ladenetzwerk an, wie z. B. die Shell Recharge App. Darin lassen sich Ladesäulen in der Nähe oder entlang der Route finden und Details zu Verfügbarkeit, Leistung und Stromtarifen einsehen. Das Laden unterwegs funktioniert dabei wie zuhause oder am Firmenstandort: Der Ladevorgang wird über die RFID-Ladekarte an der Ladesäule gestartet und beendet, die Transaktion wird erfasst und erscheint als Posten in der Rechnung – genauso wie bei einer Tankfüllung im Netzwerk eines Tankkartenanbieters.
Das Thema Reichweite…
Trotz der Vorzüge, die E-Mobilität mit sich bringt, gibt es dennoch einen Punkt, der in der Flotte eine Herausforderung darstellen kann: Die Reichweite. Modellabhängig sind unter Idealbedingungen zwar durchaus 400 Kilometer drin, dennoch ist es Fakt, dass ein E-Auto deutlich häufiger aufladen muss, als ein Verbrenner tanken. Das ist an sich kein Problem, da die meisten einfach gefahrenen Strecken ¬auch bei Dienstwagen ¬weit unterhalb dieser Marke liegen. Dennoch sitzt hier in Kombination mit der Ladedauer ein Risiko für Zeitverlust – vor allem unterwegs.
Dem kann man mit cleverem Zeitmanagement entgegenwirken. Da strategische Routenplanung mit E-Fahrzeugen ohnehin unabdingbar ist, kann hier z. B. die zum Laden benötigte Zeit gleich für eine Pause Ihres Mitarbeiters genutzt werden. Ladestopps an Hochleistungssäulen einzuplanen, spart weitere Zeit (abhängig von der Ladeart und -kapazität des Fahrzeugs). Schliesslich besteht die Möglichkeit, das Fahrzeug unterwegs nur auf 80 % Akkukapazität aufzuladen, da die verbleibenden 20 % bis zur Vollladung deutlich länger dauern als der Rest. Bei Lieferflotten z. B. können Telematiksysteme das Zeit- und Reichweitenmanagement zusätzlich unterstützen.
Achtung: Die Aussentemperatur kann grossen Einfluss darauf haben, wie lange der Akku hält. Bei Kälte entlädt er sich deutlich schneller, bei Sommerhitze benötigt die Klimaanlage zusätzlichen Strom.
…und die Entsorgung bzw. der Wiederverkauf?
Die Hersteller moderner E-Fahrzeuge geben die Lebensdauer der Batterie heute zwischen 8 und 10 Jahren an. Danach muss sie ausgetauscht werden. Für eine neue Batterie fällt schnell ein fünfstelliger Betrag an, wodurch sich ein Austausch als grosser Kostenfaktor entpuppen könnte. Könnte wohlgemerkt, denn Flottenfahrzeuge sind kaum so lange im Einsatz. Entsprechend ist die Gefahr eines Batterieaustauschs und er damit verbundenen Kosten bei der Anschaffung eines E-Neufahrzeugs in der Flotte wohl zu vernachlässigen.
Gut zu wissen: Gebrauchte E-Auto-Batterien können sehr gut wiederverwertet werden. Je nach Recycling-Verfahren können über 90 Prozent der Bestandteile extrahiert und z. B. zum Bau neuer Batterien genutzt werden. Alternativ eignen sich ausgemusterte Akkus auch als stationäre Stromspeicher für Privathaushalte oder den industriellen Bereich.
Auch das Thema Wiederverkaufswert ist nichts, was Flottenmanager beunruhigen müsste. Bei vielen E-Modellen ist der Wertverlust nicht relevant grösser als bei vergleichbaren Verbrennern. Im Gegenteil: Wenn künftig auch im privaten Bereich die Nachfrage weiter ansteigt, könnten E-Fahrzeuge nach Ihrem Einsatz in der Flotte zu gefragten Objekten auf dem Gebrauchtwagenmarkt werden.
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Fazit: E-Flottenmanagement ist kein Hexenwerk
Ja, es gibt Unterschiede und auch Herausforderungen bei der Verwaltung einer E-Flotte. Aus reinem Flottenmanagement wird ein umfassenderes Mobilitätsmanagement, bei dem auch „über das Fahrzeug hinaus“ gedacht werden muss. Doch mit dem richtigen Partner, ganzheitlicher Beratung und einer massgeschneiderten E-Mobilitätslösung, die mit dem Unternehmen „mitwächst“ ist das kein Problem. Im Gegenteil: Sie werden überrascht sein, wie leicht Ihnen der Umstieg fallen wird. Trauen Sie sich jetzt – wir unterstützen Sie gerne!